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17. Oktober 2022 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No.9: LÄRM

Lärm ist nicht gleich Lärm. Rechtlich wird er in Abhängigkeit von Uhrzeit, Frequenz und Ort definiert –
mindestens so wichtig sind jedoch seine Produzentïnnen und Zuhörerïnnen. In der No. 9 wird Lärm als soziale Kategorie
sichtbar – immerhin wurden bereits im Mittelalter unerwünschte Stimmen als Krach klassifiziert und damit ausgeschlossen. Denn Lärm sind eben nicht nur laute Töne, es sind vor allem die Töne der anderen. Deswegen finden sich in unserem [kɔn]terbunten Lärm-Chor neben lautstarken Wortkunst-Texten über unerträgliche Laubbläser und bedrohliches Baustellengetöse auch unerwartet leise Stimmen. Schließlich kann an stillen Orten selbst das leiseste Geräusch zu nervtötendem Getöse werden: Wir horchen in holzvertäfelte deutsche Saunen hinein, wo Nacktheit verpflichtend und Flüstern verboten ist, und lauschen an den schalldurchlässigen Tür- und Fensterritzen der Arbeitszimmer von Kafka und [kɔn]-Mitgliedern. Künstlerïnnen wehren sich mit knallenden Gewehren und scheppernden Soundmaschinen gegen museale Ruhe und in einer Lärm-Historie des Bieres wird dessen Geräuschpegel vom heimischen Bierkränzchen zum Oktoberfestgegröle aufgedreht. In der No. 9 sind wir dem Lärm sogar bis ins Weltall gefolgt, wo eigentlich alles still sein sollte – wären da nicht wummernde Pulsare und natürlich ein gewisser Jeffrey…

Die gewaltvollen Momente des Lärms bemessen sich nicht allein an seiner Dezibel-Zahl: Erzwungene Beifallsorgien, knirschende Zahnräder, Maschinen, die Lebensräume zerstören, und Musikinstrumente der Kolonialmächte offenbaren die unaufhaltsame Kraft, mit der Lärm Menschen wie Tiere zu überrollen vermag. Dabei kann Lärm Problem und Lösung zugleich sein – wenn etwa Bachs Orgel-Musik oder Heavy-Metal-Tracks gegen die unablässig lärmende Außenwelt voll elterlichem Streit und Social-Media-Rauschen in Stellung gebracht werden.

Genausogut kann Lärm ermächtigen und Stimmen hörbar machen, die sonst übertönt werden würden. Darum haben wir vier Organisationen Raum für ihren Protest gegeben: Stimmgewaltig erzählen Sea-Watch, Fridays for Future, die #IchBinHanna-Gründerïnnen und der CSD Deutschland e.V., wie sie mit Demogesängen, Straßenparaden und Tweets gegen Homophobie, das Sterben an EU-Außengrenzen, für bessere Arbeitsbedingungen oder Klimagerechtigkeit kämpfen.

Statt Trommelfellen bringen wir in unserer No. 9 mit lärmenden Texten, Chips-knuspernden Grafiken und brüllenden Illustrationen eure Augäpfel zum Vibrieren! Aber egal, ob lauter, leiser oder bunter Lärm – keiner davon wäre erfahrbar ohne unsere fantastischen Autorïnnen und Künstlerïnnen, die aus der Lärm-[kɔn] ein Lärm[kɔn]zert machen.

5. Dezember 2021 - Kommentare deaktiviert für [kɔn] Paper Zufallspaket

[kɔn] Paper Zufallspaket

Wenn du tolle Ideen hast, was du mit deinen ausgelesenen [kɔn]s machen kannst, teile Sie gern mit uns per Mail oder Social Media. Wir sind gespannt 👀

16. August 2021 - Kommentare deaktiviert für [kɔn] Paper No.8: JAGD

[kɔn] Paper No.8: JAGD

In der neuen [kɔn] spüren wir ihr emanzipatorisches Potenzial auf, verfolgen Jagdmotive und -Metaphern durch die ­Zeiten und ­bringen in Essays, Artikeln und poetischen Texten die ganze mediale Vielfalt der Jagd zur Strecke. Angefangen mit Jagd-­Gründen und Weisheitsjägern in (spät-)mittelalterlichen Erzählungen über mordlüsterne Streichinstrumente in zeitgenössischer Musik und revoltierenden Jägerinnen in der Popkultur – unsere No. 8 zeigt, warum Jagd mehr als nur eine Praxis ist: G.A. Beckmann führt in seinem Dramolett die Jagd maliziös als elitäres Hobby vor, wenn er den Kyny auf All-­Inclusive-Reise durch Sissiland jagen lässt. ­Anhand des ­Dokumentarfilms ­Safari macht Laura Beck die ­(post-)­koloniale Dimension der Trophäenjagd sichtbar, und Shannon Ray erklärt, was Jagd mit Umweltschutz zu tun hat. Es werden amerikanische Jungle-­Comics und deutsche Jagdzeitungen analysiert, ­kanonische Texte von Kafka bis Musil aufs Korn genommen und verflossenen Jahren wie Wörtern hinterhergejagt…

Mit Beiträgen von:

Cristine Huck, Coraly von Welser, Florentine Emmelot, Florian Henri Besthorn, G.A. Beckmann, Henriette Hufgard, Kai Krämer, Laura Beck, Matthias Dietrich, Michael Spyra, Nick Lüthi, Pia Lobodzinski, Robert Maximilian Scheider, Sasha Ockenden, Shannon Ray, Simone Schultz-Balluff, Steffen M. Diebold

12. November 2020 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No.7: HAUT

Schon im September 2019 haben wir Haut als Titelwort für unsere No. 7 festgelegt – ohne damit zu rechnen, welche Relevanz es für das Jahr 2020 haben würde: Von infizierten Mund- und Nasenschleimhäuten, fehlendem Hautkontakt, bis zu Trumps ­allgegenwärtiger Orangenhaut und tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen war Haut 2020 omnipräsent.

In unserer No. 7 präsentieren wir nun die Haut in ihrer ganzen gegenwärtigen und diachronen Vielschichtigkeit: In ­Gesprächen mit Forscher:innen über die Entwicklung von Roboterhäuten oder den Farbwechsel von Chamäleons zeigt sich die Haut als Objekt der Wissenschaft. Zugleich wird sie als individuelle und eigensinnige Grenzschicht vorgeführt, wenn etwa Esra ­Canpalat in ihrer Kurzgeschichte die undurchdringliche Walrosshaut des Vaters beschreibt oder Raoul Eisele den Liebeskummer in ­poetischen Hautschnitten seziert. Dass Haut als Ausgangspunkt neue Lesarten altbekannter Texte bietet, zeigen Till von ­Bergner und Daniel Neumann, die in ihren Essays ausgehend von Wunde und Geschwür Relektüren von Hegels Phänomen­o­logie bzw. der Geschichte Hiobs eröffnen.

In den Kurzgeschichten, Artikeln, Gedichten und Essays oszilliert die Haut in unserer No. 7 zwischen den Diskursen. Sie wird geöffnet, beschrieben, eingeordnet, aufgelöst, durchstochen, geflickt und gedeutet. Mal ist sie schützende Grenze, mal sensible Kontakt- oder aufgeladene Projektionsfläche – eines ist sie jedoch immer: spannender Lesestoff.

Mit Beiträgen von:

Axel Görlach, Crauss, Daniel Neumann, Esra Canpalat, Felix Lindner, Henriette von Muenchhausen, Mara Ruwe, Matthias Dietrich, Nicole Benker, Nikolai Gümbel, Paul Jennerjahn, Raoul Eisele, Sophie Schmidt, Stephanie Weber, Syna Saïs, Till von Bergner, Veronika Dräxler

Interviews mit:

Florian Bergner, Jan Beckebrede, Kavitha Emmanuel, Mahret Ifeoma Kupka, Michel C. Milinkovitch, Stephen Davies

25. Oktober 2019 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No.6: RAUSCH

Im Hochmittelalter war ›rûsch‹ das Wort für rauschende Bewegung, Anlauf, Angriff und eine Farbe zum Schwarzfärben von Tüchern. Wir zeigen in der aktuellen [kɔn], dass Rausch auch heute noch viel mehr kann als nur Kater:

Von Bierdeckelgedichten über Rauschdarstellungen in aktuellen Serien bis zu Textauszügen aus wilden 44-­Stunden-Performances und lang verschollenen Demosingles kurzlebiger Punkrockbands – vom Schneeflimmern bei Adalbert Stifter und dem absoluten Liebesrausch Bonnie und Clyde haben wir in unserer #6 keinen Rausch ­ausgelassen. Dem ›rûsch‹ folgend, bringen wir dabei im schwarz-weißen Pixelrauschen alter Röhrenfernseher die ­Textkategorien zum Tanzen und laden ein zu feinstem Lektürerausch.

Mit Beiträgen von:

Andreas Schumacher, Derya Demir, G.A.Beckmann, Gabriel Geffert, Girl to Guerilla, Helen Baur, Katja Schraml, Kevin Brandt, Lars Bullmann, Martin Peichel, Matthias Dietrich, Pascal Andernacht

23. Februar 2019 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No. 3: SPIEL

Wird unser Alltag, wie der Jacks, von der Maxime »all work and no play« bestimmt? Und lässt sich in einer Zeit der Lernspiele, professionellen Cosplayer, der ›Hunger Games‹ und Spielsüchtigen überhaupt noch eine Grenze zwischen Arbeit und Spiel ziehen? Ist das Gegenteil von Spiel überhaupt Ernst oder ist es, wie Freud 1930 schon schreibt, nicht vielmehr die Wirklichkeit, die unser Spiel stört? Das und anderes fragen wir in unserer dritten Ausgabe in einer großen Interviewreihe unter anderem Kinder, Puppenspieler, Spieleautoren und Schauspielerinnen.

Mit Beiträgen von:

Johanna-Charlotte Horst, Magdalena Hirschberger, Martin Opitsch, Vid Stevanović. Sebastian Huber, Pia Lobodzinski, Eva Fritsch, Lara Theobalt, Christiane Schäfer, Julia Weigl, Ayna Steigerwald, Wolfram Ette, Heike Fröhlich, Camena Fitz, Matthias Dietrich, Jocline Ziegler, Regine Hader, Ksenia Gorbunova, Sophie Schmidt, Daphne Weber

23. Februar 2019 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No.5: KITSCH

Dass Kitsch bei genauem Hinschauen viel mehr ist als nur der geschmacklos-schmalzige kleine Bruder großer Kunst, zeigt spätestens Susan Sontag in den 1960ern. ›Camp‹ à la »Oskar Wilde« versah alles mit doppelten Anführungszeichen und rüttelte so an fixierten Kategorien wie »Mann«, »Frau« oder auch »Kunst« – doch welches Potenzial steckt heute in YouTube-Anleitungen zu nicht-essbaren Einhorn-Torten, Diddl-Mäusen oder dem Heimat-Kitsch in Kneipen? Warum gibt es so viele Likes für alles, was glitzert? Wie ist es um das aktuelle Verhältnis von Kunst zu Kitsch bestellt, wo Jeff Koons »Winter Bears« durch die Museen der Welt reisen? Wie funktioniert Kitsch in Liebesgedichten? Und was hat das alles eigentlich mit Marx zu tun?

Mit Beiträgen von:

Sebastian Schuller, Felix Brandner, Ioana Moraru / Magda Hirschberger
Lina Krämer, Felix Lindner, Florentine Emmelot, Magda Hirschberger & Pia Lobodzinski, Julia Weigl, Anna Ehrlicher, Felicitas Friedrich, Sebastian Görtz, Matthias Dietrich, Alisha Gamisch, André Patten, Raoul Eisele, Slatka Roschal, Martin Peichl

23. Februar 2019 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No. 4: STROM

Unter dem Stichwort ›Strom‹ wird der uralten Metapher der stetig strömenden Zeit ebenso auf den Grund gegangen wie den endlos anmutenden Bilderfluten auf Instagram. Hier strömt die Sprache durch Flussgedichte von der Kothe bis zur Elbe – es wird in verunsichernden Lektüren zu Flaubert und Cioran eine Poetik des Gegen-den-Strom-Schwimmens entwickelt und zugleich gezeigt, wie mit Stromausfällen in Filmen die Welt auf den Kopf gestellt wird. In der vierten Ausgabe offenbart sich so zwischen Essays zu feministischen Theorien eines fließenden (weiblichen) Sprechens und »Engels' Verknüpfung«  von Elektrizität und Elektrifizierung in Russland das ganze revolutionäre Potential des Stroms.

Mit Beiträgen von:

Il'ja Kalinin / Christiane Schäfer, Maria Fixemer, Daniel Neumann, Susanne Strätling, Johanna Feckl, Christian Lamp & Stefanie Gorzolka, Julia Weigl, Marie Schwarz, Theresa Seraphin, Matthias Dietrich, Sophia Klink, Schaja Aenehsazy, Pascal Andernacht, Clemens Schittko

23. Februar 2019 - Keine Kommentare!

[kɔn] Paper No. 1: SEX

Das erste Wort, das wir mit [kɔn] kritisch auf den Kopf gestellt haben lautet: SEX – ein großes Thema, das zwar überall in unserer Gesellschaft latent präsent ist, doch nur selten auch direkt hinterfragt wird. Mit kunterbunten Beiträgen von Fem Porn über die Playboy Mansion, Günther Grass und Bondage in Japan werden hier die Fragen nach dem Verhältnis von Natur und Kultur, Erotik und Literatur, menschlichem und tierischem Begehren und der Schreibbarkeit des Sex-Diskurses neu gestellt.

Mit Beiträgen von:

Wolfram Ette, Jennifer Leetsch , Pia Lobodzinski, Juliane Saupe, ​Julia Schiefer, Magda Hirschberger & Lara Theobalt, Julia Weigl, Janine Wölke, Matthias Dietrich, Matteo Zicchetti, Theresa Kahl