In der neunten [kɔn] wurde es richtig laut: LÄRM war alles, was wir hören, lesen und sehen konnten. Sie erkundete dieses ambivalente Phänomen fordernd und vorsichtig, polternd und geräuschempfindsam. Denn Lärm ist so viel mehr als ein störendes Nebenprodukt. Er ist politisch, künstlerisch, verletztlich und angriffslustig, nervtötend und sensibilisierend.
In unserer No. 9 haben wir die Dezibel-Zahl hochgeschraubt und Zeilen und Verse zum Schwingen gebracht: Nostalgisch drehen Gedichte alte Kassetten so laut auf, bis die Nachbarïnnen Sturm läuten und die fetten Bässe blubbernder Fritteusen bringen in Versen Abzugshauben zum Tanzen. Aber der Lärm wird auch als rechtliche und soziale Kategorie sichtbar. Schon im Mittelalter wurden unerwünschte Stimmen als Krach klassifiziert und ausgeschlossen. Denn Lärm – das sind eben vor allem die Töne der anderen.
In unserem schallenden Lärm-Chor finden sich auch unerwartet leise Stimmen. Denn an stillen Orten kann bereits das leiseste Geräusche zum Getöse werden – sei es in der Sauna oder einer Kurzgeschichte von Kafka.
Ruhe provoziert Lärm, lässt ihn zum Zeichen von Aufruhr und Widerstand werden. Die Lärm-[kon] berichtet in Essays von Künstlerïnnen, die sich mit knallenden Gewehren und scheppernden Soundmaschinen gegen museale und gesellschaftliche Ruhe wehren. Und sie macht in vier Glossen Stimmen hörbar, die sonst häufig übertönt werden: Stimmgewaltig erzählen Sea-Watch, Fridays for Future, die Gründerïnnen von #IchBinHanna und der CSD Deutschland e.V., wie sie mit Demogesängen, Straßenparaden und Tweets gegen Homophobie, das Sterben an EU-Außengrenzen, für bessere Arbeitsbedingungen und Klimagerechtigkeit kämpfen. Und mit den bunt-flimmernden Darstellungen von Chips-Knusper-Geräuschen und geometrische Figuren bringen unsere künstlerische Kooperation und brüllende Illustrationen eure Augäpfel zum Vibrieren!
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ESSAY
Julia Samp &
Harald Müller
»Lärm vor Dezibel«
Mona Feyrer
»Mordskrach und Todesstille«
Coraly von Welser
»Kafkas Ohr«
FEUILLETON
Johannes Spengler
»Das ist sicherlich ganz wichtig«
Merit Willemer für
Fridays for Future
»Der Lärm der Klimakrise«
Max Diehm
»Kein Schweiß aufs Holz und Ruhe bitte!«
Kai Bölle für den
CSD Deutschland e.V.
»Weil wir leise sein sollen«
Giulia Messmer für Sea-Watch e.V.
»Wenn Schweigen tötet, hilft nur Lärm«
Gurmeet Singh
»Playlist for Colonisers«
Amrei Bahr, Kristin Eichhorn &
Sebastian Kubon
»Gemeinsam laut für #ICHBINHANNAH«
Lily Sabath
»Pottwale und Heavy Metal«
Konstanze Schön
»Die Lautstärke des Biers«
WORTKUNST
jottpeh
»fette bässe«
Miriam Flach
»Kehrjahre«
Simon Bethge
»Nachbeben«
Elvira Steppacher
»25. Oktober«
Alexander Schnickmann
»brandenburg machine«
Armin L. Fischer
»Rauschunterdrückung«
»Nachbar«
Dana Schällert
»Effugium«
blumenleere
»noise eats noise eats noise (eats noise)«
Andrew Tchoumak
»getöse«
Jonathan Löffelbein
»Kantate der privaten Raumfahrt«
Susanne Mathies
»Meteoritenmusik«
Sára Köhnlein
»Seine Stille«
Syna Saïs
»naturlaut«
Erhard Schümmelfeder
»Krach«
Tara Meister
»b«
Lukas Burger
»Das Fenster zum Hof«
MITWIRKENDE UND LEKTORÏNNEN
Teja Šosterič
Josephine Musil-Gutsch
ILLUSTRATION
Trine Løgstrup Sørensen
ESSAY
Henrike Reintjes
Coraly von Welser
Laura Lo Conte
FEUILLETON
Felix Lindner
Johannes Spengler
WORTKUNST
Fabian Widerna
CHEFREDAKTION
Pia Lobodzinski
HERAUSGABE
Julia Hell
Pia Lobodzinski
GESTALTUNG
Julia Hell
COMMUNICATIONS
Henriette Hufgard
Im November 2022 waren wir zu Gast im Haus der Kunst in München bei der dritten Ausgabe von SUPER BOOKS.
[kon] Paper e.V.
ISSN 2699 - 4291
c/o Pia Lobodzinski
Lindwurmstraße 39 | 80337 München